Eizellen einfrieren: Ein Leitfaden, um die Kontrolle über Ihre fertile Zukunft zu übernehmen

In einer Welt, in der sich Lebensstile, Karrieren und persönliche Ziele ständig weiterentwickeln, entscheiden sich viele Frauen dafür, die Familiengründung aufzuschieben. Dieser Lebensstil, so erfüllend er auch sein mag, kann im Widerspruch zur biologischen Uhr der Frau stehen. Die Fruchtbarkeit nimmt mit dem Alter natürlich ab, was ein Gefühl von Stress und Zeitdruck erzeugen kann. Dank der Fortschritte in der Reproduktionsmedizin gibt es jedoch heute ein wirkungsvolles Instrument, das Frauen die Möglichkeit gibt, die Kontrolle über ihre Zukunft zu übernehmen: das Einfrieren von Eizellen. Dieser Prozess, auch bekannt als Social Freezing oder fertilitätserhaltende Behandlung, hat sich von einer experimentellen Methode zu einer verlässlichen und immer häufiger genutzten Lösung entwickelt. Dieser Artikel dient als umfassender Leitfaden für Sie, um zu verstehen, was das Einfrieren von Eizellen bedeutet, wie der Prozess funktioniert und was Sie dabei beachten sollten.

Was ist Eizellen einfrieren?

Das Einfrieren von Eizellen, in der Fachsprache Oozytenvitrifikation genannt, ist eine Methode, bei der die Eizellen einer Frau entnommen, eingefroren und für eine zukünftige Verwendung gelagert werden. Die Idee ist einfach, aber revolutionär: Durch das Einfrieren von Eizellen in jüngerem Alter bleibt deren Qualität erhalten, was die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft in der Zukunft erhöht, wenn die Eizellqualität auf natürliche Weise nachgelassen hat.

Es gibt hauptsächlich zwei Gründe, warum sich eine Frau für das Einfrieren ihrer Eizellen entscheidet:

  • Medizinische Gründe (Medizinisches Einfrieren): Diese Form des Einfrierens von Eizellen ist für Frauen gedacht, die sich medizinischen Behandlungen oder Krankheiten gegenübersehen, die ihre Fruchtbarkeit dauerhaft schädigen könnten. Ein häufiges Beispiel sind Krebsbehandlungen wie Chemotherapie oder Bestrahlung, die verheerende Auswirkungen auf die Eierstöcke haben können. Auch bestimmte chirurgische Eingriffe oder Krankheiten wie schwere Endometriose können das Einfrieren von Eizellen motivieren, um die Fruchtbarkeit zu erhalten.

  • Persönliche Gründe (Social Freezing): In diese Kategorie fallen Frauen, die keinen Partner haben, sich auf ihre Karriere konzentrieren möchten oder aus anderen Gründen das Gefühl haben, noch nicht bereit für Kinder zu sein. Durch das Einfrieren ihrer Eizellen können sie die biologische Uhr entdramatisieren und die Entscheidung über die Familiengründung treffen, wenn der Zeitpunkt richtig ist, ohne die Eizellqualität zu beeinträchtigen.

Der schrittweise Prozess des Eizellen-Einfrierens

Der Prozess des Eizellen-Einfrierens ist gut etabliert und ähnelt den ersten Schritten einer traditionellen In-vitro-Fertilisations-Behandlung (IVF). Der gesamte Ablauf dauert in der Regel etwa zwei Wochen, exklusive der Erstberatung.

  1. Erstberatung und Untersuchung: Die Reise beginnt mit einem Arztbesuch in einer Fruchtbarkeitsklinik. Während dieser Konsultation beurteilt der Arzt Ihre allgemeine Gesundheit und Fruchtbarkeit. Dazu gehören eine gynäkologische Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und Bluttests zur Messung der Hormonspiegel, wie z. B. des AMH-Wertes (Anti-Müller-Hormon), der einen Hinweis auf Ihre Eizellreserve gibt. Der Arzt erläutert auch den Prozess, mögliche Risiken und Ihre realistischen Chancen.

  2. Hormonelle Stimulation: Nach der ersten Untersuchung beginnt die Hormonbehandlung. Diese Phase dauert etwa 10-14 Tage. Sie werden täglich Hormon stimulierende Medikamente, in der Regel Follikel-stimulierendes Hormon (FSH), injizieren, um die Eierstöcke dazu anzuregen, mehr als die üblichen ein oder zwei Follikel pro Zyklus zu produzieren. Während dieser Zeit wird Ihr Fortschritt durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen genau überwacht, um zu sehen, wie sich die Follikel entwickeln.

  3. Injektion zur Eizellenreife: Wenn die Follikel eine optimale Größe erreicht haben, erhalten Sie eine letzte Injektion, oft als "Auslösespritze" bezeichnet, die den letzten Reifungsprozess der Eizellen auslöst. Diese Injektion wird etwa 36 Stunden vor der eigentlichen Eizellentnahme verabreicht, und der Zeitpunkt ist entscheidend, um so viele reife Eizellen wie möglich zu erhalten.

  4. Eizellentnahme: Die Eizellentnahme ist ein kleiner chirurgischer Eingriff, der unter leichter Narkose oder Lokalanästhesie durchgeführt wird. Der Arzt verwendet ein ultraschallgesteuertes Instrument, um eine dünne Nadel durch die Scheidenwand in jeden Eierstock zu führen. Mithilfe einer Vakuumtechnik werden die Eizellen aus den Follikeln abgesaugt. Der gesamte Vorgang dauert in der Regel 15-30 Minuten. Nach dem Eingriff können Sie sich für etwa eine Stunde in der Klinik ausruhen, bevor Sie nach Hause gehen können.

  5. Einfrieren (Vitrifikation) und Lagerung: Die entnommenen Eizellen werden sofort in ein Labor gebracht. Dort werden sie mit einer ultraschnellen Technik, der sogenannten Vitrifikation, eingefroren. Vitrifikation ist eine fortschrittliche Methode, die die Eizellen schnell auf -196 °C abkühlt, was die Bildung von schädlichen Eiskristallen verhindert, die die Eizellen beschädigen könnten. Die Eizellen werden anschließend in Behältern mit flüssigem Stickstoff gelagert, bis sie in der Zukunft verwendet werden.

Erfolgsquote und realistische Erwartungen

Die Erfolgsquote des Eizellen-Einfrierens hängt von mehreren Schlüsselfaktoren ab, wobei der wichtigste das Alter der Frau zum Zeitpunkt des Einfrierens ist. Je jünger Sie sind, wenn Sie Ihre Eizellen einfrieren lassen, desto höher ist die Chance, dass sie von guter Qualität sind und in Zukunft zu einer Schwangerschaft führen.

  • Alter: Eine Frau, die ihre Eizellen in den frühen 30ern einfriert, hat deutlich höhere Chancen als eine Frau in den späten 30ern oder frühen 40ern.

  • Anzahl der Eizellen: Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Anzahl der eingefrorenen Eizellen. Eine größere Menge an Eizellen erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine ausreichende Anzahl von Embryonen zu erhalten, die zu einer Schwangerschaft führen können. Ärzte empfehlen in der Regel, zwischen 10 und 20 Eizellen einzufrieren, um die Chancen zu maximieren.

  • Überlebensrate nach dem Auftauen: Dank der Vitrifikationstechnik ist die Überlebensrate der aufgetauten Eizellen sehr hoch, oft über 90 %.

Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben. Das Einfrieren von Eizellen ist eine Art Versicherung, keine Garantie. Es reduziert die Risiken des steigenden Alters, eliminiert sie aber nicht vollständig.

Kosten und Risiken

Das Einfrieren von Eizellen ist ein kostspieliger Prozess, der selten von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird, es sei denn, es liegt ein medizinischer Grund vor. Der Preis für einen einzelnen Zyklus variiert, kann aber zwischen 3.000 und 5.000 Euro liegen, exklusive der Kosten für Medikamente, die oft weitere 1.000 bis 2.000 Euro kosten können. Hinzu kommt eine jährliche Gebühr für die Lagerung der Eizellen.

Wie bei jedem medizinischen Eingriff gibt es bestimmte Risiken und Nebenwirkungen:

  • Hormonelle Stimulation: Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, ein geschwollener Bauch und ein Gefühl des Unbehagens umfassen. In seltenen Fällen kann eine Frau an einem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) erkranken, was jedoch selten ist und von den Klinikmitarbeitern sorgfältig überwacht wird.

  • Eizellentnahme: Das Komplikationsrisiko ist sehr gering, beinhaltet aber ein minimales Risiko für Blutungen, Infektionen oder Schäden an umliegenden Organen.

  • Zukünftige Schwangerschaft: Schwangerschaften, die durch das Einfrieren von Eizellen ermöglicht wurden, haben kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen im Vergleich zu natürlichen Schwangerschaften gezeigt. Eine Schwangerschaft in höherem Alter birgt jedoch immer gewisse erhöhte Gesundheitsrisiken für Mutter und Kind.

Fazit: Eine informierte Entscheidung für Ihre Zukunft

Das Einfrieren Ihrer Eizellen ist eine große und zutiefst persönliche Entscheidung. Es ist eine Möglichkeit, sich selbst mehr Zeit und Flexibilität zu geben, sei es aus medizinischen oder persönlichen Gründen. Indem Sie den Schritt wagen, Ihre Eizellen einfrieren zu lassen, können Sie die biologische Uhr zu Ihren eigenen Bedingungen handhaben und sich in der Zukunft mehr Möglichkeiten eröffnen. Wie bei allen medizinischen Entscheidungen ist es entscheidend, sich von einem Fruchtbarkeits Spezialisten beraten zu lassen, um eine individuell angepasste Bewertung und Anleitung zu erhalten. Wissen ist Macht, und wenn Sie über alle Aspekte des Einfrierens von Eizellen umfassend informiert sind, haben Sie die besten Voraussetzungen, um die richtige Entscheidung für sich und Ihre Zukunft zu treffen.

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